If were happy in our dreams, does that count?

From: Foundation for Contemporary Art–Ghana
To: ifa–Galerie Stuttgart

October 28, 2022 – January 8, 2023

© photo: ifa, Andreas Körner.
© photo: ifa, Andreas Körner.

Angesichts der gegenwärtigen globalen Krisen ist es wichtig, das Glück in unseren Träumen Realität werden zu lassen. Während wir darauf warten, dass die Dinge zu ihrem „Normalzustand“ zurückkehren, insbesondere nach der COVID-19-Pandemie, mag das Glück in unseren Träumen zu unserer einzigen Quelle des Optimismus werden. Wie Ammu in Arundhati Roys oben zitiertem Roman mögen wir beschließen, zu ignorieren, was auf andere wie ein Nachmittags- oder Nachtmahr wirken kann, und daraus die Fantasien zu erschaffen, die wir uns wünschen. Träume sind nicht immer glücklich oder gut. Aber das Streben nach dem Glück in unseren Träumen wird untermauert durch das uralte Akan-Sprichwort 1The Akan-speaking peoples of Ghana and Côte d’Ivoire have intelligible language and cultural traits. They occupy a wide area in the southern sections of the two countries and use a great deal of proverbs and maxims in their speech.:

Woda na woso daeɛ pa a, ka kyerɛ nnipa pa; na woso daeɛ bɔne a, aka wo tirim.2Appiah, P., Appiah K.A., Agyeman-Duah I. (2007) Bu Me Bɛ: Proverbs of the Akans (2nd ed.). Ayebia Clarke Publishing Limited.)
Wenn du schläfst und einen guten Traum träumst, erzähle ihn guten Menschen; aber wenn du einen schlechten Traum träumst, behalte ihn für dich.“
 
Dieses Sprichwort beschwört uns, nur unsere angenehmen Träume mit ebenso angenehmen oder guten Menschen zu teilen.

Die Ausstellung mit dem Titel „If we’re happy in our dreams, does that count?“ konstruiert sich entlang der räumlichen Gegebenheiten in den Städten Accra und Stuttgart, die durch reale und fiktive Begegnungen, Interaktionen und Interventionen erkundet werden. Was hat uns das Glück in Träumen zu bieten? Welche neuen Geschichten können wir aus dieser Begegnung entwickeln? Die Ausstellung umfasst die Werke sechs ghanaischer Künstler:innen, die sich mit den beiden Städten im Hinblick auf Klanglandschaften (Steloolive, Nii Noi Nortey und Nyahan Tachie-Menson), Ökologie (Eric Gyamfi), vielfache sprachliche Tendenzen (Billie McTernan) und Habitat, Förderung und Pflege von Wachstum und Träumen (Fatric Bewong und Nyahan Tachie-Menson) auseinandersetzen.

Die Arbeiten befassen sich mit der Vorstellung von der Stadt als einem dynamischen Raum und damit, wie sie Platz für andere Spezies geschaffen hat, um mit den Menschen zusammenzuleben. Auch wenn sie immer mehr zu einem menschzentrierten Dschungel aus Beton, Stahl, Glas und Asphalt wird, sollte die Stadt in den Vorstellungen der Künstler:innen eine Vielfalt an Möglichkeiten erhalten, während sie ihre prekäre Existenz fortführt.

Mit Objekten, Sound- und Videoinstallationen sowie Performances, Texten und zusätzlichen Programmpunkten wie etwa Kunstgesprächen, Workshops und Konzerten besetzt die Ausstellung die Räume, die Bibliothek und die Küche der ifa-Galerie Stuttgart sowie weitere Orte innerhalb der Stadt. „If we’re happy in our dreams, does that count?“ möchte Träume, Visionen, Fiktionen und komplexe geschichtliche Entwicklungen zum Ausdruck bringen, die von uns allen geteilt werden, und schlägt Wege vor, uns mit Realitäten auseinanderzusetzen, die über feste geographische Standorte und geopolitische Bedingungen hinausgehen.

„If we’re happy in our dreams, does that count?“ ist eine von der Foundation for Contemporary Art – Ghana kuratierte Gastausstellung, eingeladen von der ifa-Galerie Stuttgart als Teil des OtherNetwork-Projekts.

Artworks

Story Clouds (2022)

Steloolive [Evans Mireku Kissi]

Sound Sculpture Installation: Wood, pond liner, chair, water, headphones, sound device, table, LED candles, towels, sleeping masks, sound: 7:08 min.
Produced in cooperation with ifa Gallery Stuttgart
Courtesy of the artist

Steelolive präsentiert eine Klanginstallation als Einladung in einen Traum, als nachdenklichen Dialog, als Performance. Hier wird der Geist aktiv, eine heilende träumerische Fiktion zu schaffen. Diese Installation lädt das Publikum dazu ein, die Schuhe auszuziehen, durch ein Becken mit Wasser zu laufen und Platz zu nehmen. Man wird dazu eingeladen, sich zu entspannen, eine Schlafmaske zu tragen, den aufgenommenen Klängen zu lauschen, die eine Traumlandschaft im Kopf entstehen lassen, um sich mit der Erinnerung einer Stadt zu verbinden. Die Installation mit dem Titel „Story Clouds“ ist inspiriert durch die Vision eines fiktionalen Accra, das mit großer Empfindlichkeit auf seine Wasserlandschaften reagiert. Mit der Installation möchte Steloolive jenen Traum mit den erwachenden Klanglandschaften, aufkeimenden Landschaften und architektonischen Formen der Stadt vereinen.

Durch Performances im öffentlichen Raum der Stadt dehnt Steloolive diese Vision auch auf Stuttgart aus und bietet den beiden Städten so ein Portal, durch das sie miteinander in Verbindung treten können.

© photo: ifa, Andreas Körner.
© photo: ifa, Andreas Körner.
© photo: ifa, Andreas Körner.
© photo: ifa, Andreas Körner.

See the World as Your Own Image (2022)

Fatric Bewong, Nii Noi Nortey

In collaboration with Jugendkunstschule Stuttgart and No limits charity organization
Mixed Media Installation: Ink, marker and pastel on nettle/calico textiles, sound: 3 min, one channel video: 5 min. 
Produced in cooperation with ifa Gallery Stuttgart
Courtesy of the artists

„See the World as Your Own Image“ ist eine kollaborative Installation aus künstlerischen Arbeiten von Fatric Bewong und Nii Noi Nortey. Dieses räumliche Experiment, von den Künstler:innen als “die [fiktive] heilige Welt der Kinder“ bezeichnet, lädt das Publikum in eine Welt aus Kammern mit mehreren Ausgängen ein.

In dieser Welt sind die Wände weich und bedeckt mit Zeichnungen, die Kinder aus Accra und Stuttgart im Alter von zwei bis sieben Jahren angefertigt haben. Hier sind diese Kritzeleien frei von allen Bewertungen der Bedeutungslosigkeit und werden wie ihre prähistorischen Gegenstücke zu einem heiligen Status erhoben. Eine Klanginstallation erfüllt den gebauten Raum. Sie besteht aus Tiergeräuschen – aufgenommen oder imitiert – und experimenteller Musik, ergänzt durch Blas- und Saiteninstrumente (Afrifons), Ngoni und Bassharfen, die der Klangkünstler Nortey mit Plastikwasserflaschen und -beuteln, Schläuchen und Strohhalmen improvisiert.

© photo: ifa, Andreas Körner.
© photo: ifa, Andreas Körner.
© photo: ifa, Andreas Körner.
© photo: ifa, Andreas Körner.
© photo: ifa, Andreas Körner.

Rumours Untitled (2022)

Eric Gyamfi

Mixed media installation: Inkjet print, wooden table with photographic glass plates, single channel video: 10 min.
Produced in cooperation with ifa Gallery Stuttgart
Courtesy of the artist

„Rumours Untitled“ ist eine zweigeteilte Installation aus verschiedenen künstlerischen Arbeiten von Eric Gyamfi. Der erste Teil präsentiert sich in Form eines 3,60m langen Tischs in Pantone Classic Blue. In diesen Tisch sind 40 fotografische Glasplatten installiert, die mit einer Kombination aus Pigmenten von Teakbäumen in Accra und verschiedenen Pflanzen aus Stuttgart entwickelt wurden. Die Glasplatten sprießen aus der Tischplatte wie aufgereihte Bäume.

In den Tisch ist außerdem eine Videodokumentation integriert, die die chemischen Reaktionen zeigt, die die Platten produziert haben. Durch die Form des Tisches, der an die Räumlichkeiten der ifa-Galerie angepasst ist, kann das Publikum die fotografischen Platten und den Film aus verschiedenen Blickwinkeln wahrnehmen.

Der zweite Teil besteht aus einem Druck eines abfotografierten Teils einer der Platten, der auf einer Wand hinter dem Tisch angebracht ist. Aufgrund der matten Oberfläche des Glases erscheint das abfotografierte und vergrößerte Bild verpixelt – ganz ähnlich wie digital produzierte Bilder, obwohl es durch analog-chemische Prozesse erzeugt wurde.

Gemeinsam bilden die beiden Teile eine hybride Landkarte – für die menschliche Wahrnehmung entstehen ferne imaginäre Länder, erzeugt durch die chemische Verbindung von Mikroorganismen.

© photo: ifa, Andreas Körner.
© photo: ifa, Andreas Körner.
© photo: ifa, Andreas Körner.
© photo: ifa, Andreas Körner.

The City as a Canvas (2022)

Billie McTernan

Mixed Media Installation: Cotton, organza & organdie sheets with thread,; wall fan, wooden pegs, sound, coloured light, sound “It ain’t perfect but everything beautiful here”: 16:13 min, sound “It ain’t perfect but everything beautiful here – Songs”: 16:13 min, sound “The city as a symphony”: 16:14 min, single channel video “a collection of a thousand rains”: 1hr 13mins
Produced in cooperation with ifa Gallery Stuttgart
Courtesy of the artist

McTernans Arbeit verwandelt Auszüge aus einem gedruckten Dokument eines recherchierten, lesbaren Sachtextes basierend auf Interviews, Beobachtungen und persönlichen Erfahrungen in etwas, das unlesbar wird und keine semantische Bedeutung mehr enthält. Das gegensätzliche Verhältnis von Fakt und Fiktion wird dadurch verkompliziert.Das Werk besteht aus Baumwoll- und Papierbögen, auf die mit Fäden ein unleserlicher Text genäht wird. „Die Leser:innen/Betrachter:innen werden aufgefordert, sich durch die Seiten zu bewegen und die Arbeiten getrennt voneinander und/oder in Verbindung zueinander sowie zu den anderen Werken der Ausstellung zu erfahren.

Als eine Sammlung von an Schnüren hängenden Seiten voller Text spielt McTernans Arbeit auf die Auflösung des Buches an, die ein individuelles und gemeinschaftliches Lesen ermöglicht. Mit Elementen von Bewegung durch die Einbeziehung von Ventilatoren und Lichtspielen durch bunte Strahler regt das Werk neben dem visuellen auch zu einem körperlichen Lesen an, womit die Lektüre des „Buches“ zu einem Tanz wird. Der Klang wird ebenfalls durch Bewegung ausgelöst und erweitert das Werk zu einer synästhetischen Erfahrung.

© photo: ifa, Andreas Körner.
© photo: ifa, Andreas Körner.
© photo: ifa, Andreas Körner.
© photo: ifa, Andreas Körner.

GLITCH: It’s 2022, You Are [back] in a Womb (2022)

Nyahan Tachie-Menson

Mixed Media Installation: Wood/metal/fabric structure, fibre, cotton, foam, resin, clay, audio device, mirror film,Fibre, cotton, foam, resin, clay, single channel video: 10 min, sound: 2 min
Produced in cooperation with ifa Gallery Stuttgart and Sixteen47 
Courtesy of the artist

„GLITCH: It’s 2022, You Are [back] in a Womb“ ist Teil von Nyahans umfassenderer Werkserie mit dem Titel „Existential Bodies“ und stellt eine spekulative Installation dar, die das Leben in der Gebärmutter neu imaginiert. Das Projekt ist eine Multimedia-Präsentation ihrer Beschäftigung mit Objekten und Lebewesen, die Gedanken über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer Körper auslösen. Was bedeutet es, dass wir existieren? Was bedeutet es, in Relation zu diesen Objekten zu existieren? Nyahan nutzt die Gebärmutter als Ausgangpunkt für einen Aufbruch ins Ungewisse und ermuntert die Betrachter:innen, spielerisch über ihre eigene Realität und ihr eigenes Selbst nachzudenken und zu verhandeln. 

Es ist ein beunruhigender Gedanke, einst eine Gebärmutter bewohnt zu haben, an den Aufenthalt dort jedoch keine Erinnerung mehr zu besitzen. Dabei handelt es sich um eine universelle Erfahrung, dennoch kann niemand von uns seine oder ihre Sicht darauf teilen – ein Paradox. In diesem Werk stellt Nyahan auf humorvolle Weise dar, wie das Leben in der Gebärmutter aussehen könnte. Wie fühlt sich die Umgebung an? Welche Geräusche mögen zu hören sein? Diese semifiktionale Umgebung erzeugt die Künstlerin, indem sie mit auditiver, visueller und taktiler Wahrnehmung experimentiert. „GLITCH: It’s 2022, You Are [back] in a Womb“ setzt sich aus unterschiedlichen Komponenten zusammen: Klangaufnahmen aus Gebärmüttern und Sprachaufnahmen, die von den Stofffiguren der Installation ertönen, Animationen von Schwangerschaftsuntersuchungen mit Ultraschall, denen verzerrte Bilder gegenüberstehen, sowie skulpturale Objekte aus gefundenen Materialien und Textilien, die zum Anfassen einladen.
In dieser Arbeit denkt Nyahan über mehrere Fragen nach: Beginnt Trauma in der Gebärmutter? Weshalb fühlt sich der Gedanke, hier zu sein, manchmal so abgekoppelt an? „Wenn ich mir Objekte der Geburt anschaue, überkommt mich ein schweres Gefühl, das meine Existenz infrage stellt. Womöglich ist es das Gefühl des Todes. Ich bin mir nicht sicher, aber ich lade alle ein, sich auf jenes Gefühl einzulassen, es zu erkunden, daran verrückt zu werden und zugleich Spaß damit zu haben.“

© photo: ifa, Andreas Körner.
© photo: ifa, Andreas Körner.
© photo: ifa, Andreas Körner.
© photo: ifa, Andreas Körner.

Credits

If we’re happy in our dreams, does that count?
28.10.2022–08.01.2023

“If we’re happy in our dreams, does that count?” is an exhibition guest curated by the Foundation for Contemporary Art - Ghana and hosted by ifa Gallery, Stuttgart as part of the OtherNetwork project.

FCA Ghana

  • Curators
  • Curatorial assistance
    Abbey IT-Abbey
  • Curatorial advice
    Bernard Akoi-Jackson
  • Technical coordination
    Moses Adjei

ifa-Galerie Stuttgart

  • Curator / Head of ifa Gallery Stuttgart
    Bettina Korintenberg
  • Curatorial assistance / project management
    Clemens Wildt
  • Communications / travel management
    Stefanie Alber
  • Technical realisation
    Davorin Strauss, Rainer Koch, Hans Pfrommer, Armin Subke, Hans Pfrommer
  • Information Desk
    Faisal Mohammed Aleefi, Cosima Schuba, Christine Kalcher, Marlene Alber, Christiane Wilhelmi
  • Art education
    Stefanie Alber, Hartmut Landauer, Menja Stevenson, Andrea Welz, Christiane Wilhelmi

OtherNetwork

Network & Local Partners

  • Jugendkunstschule Stuttgart (Menja Stevenson), Kunstverein Wagenhallen (Sylvia Winkler), Büro Palermo (Thorsten Neumann), Bureau Baubotanik (Hannes Schwertfeger, Oliver Storz), Atelierkirche Brenzkirche (Karl-Eugen Fischer), Galerie Kernweine (Oliver Kröning)

Translation

  • G > E
    Bettina Korintenberg
  • E > G
    Clemens Wildt
  • E > P
    Fui Can-Tamakloe

© Copyright, 2022, The authors
ifa - Institut für Auslandsbeziehungen is supported by the Federal Foreign Office of the Federal Republic of Germany, the state of Baden-Württemberg and its capital Stuttgart